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Dreikörperwechselwirkungen - ein Sonntagabendkrimi

Eine Frau hat zwei Liebhaber. Der eine besucht sie am Sonntag immer um 8 Uhr, der andere um 9.30 Uhr. Die beiden Liebhaber sind zwar miteinander befreundete Arbeitskollegen, ahnen aber nichts von der Beziehung des jeweils Anderen zu der Frau. Also drei durchaus innige Paarbeziehungen. Bis einer der Liebhaber die Umstellung auf die Winterzeit verpasst und die Frau eine Stunde zu früh besucht. Was jetzt an Emotionen abläuft, entspricht einer Dreikörperwechselwirkung - etwas, was innerhalb der drei Paarbeziehungen nicht auftritt, sondern der Gegenwart aller drei Beteiligten bedarf, um zur Geltung zu kommen. Es ist bei der geschilderten Konstellation davon auszugehen, dass es sich um eine abstoßende Dreikörperwechselwirkung handelt (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Bei Molekülen gibt es beides - anziehende und abstoßende Dreikörperwechselwirkungen. Sie korrigieren die Paarbeziehungen in die eine oder andere Richtung. Bei Wasserstoffbrücken können durch Polarisation ganz erhebliche anziehende Dreikörperwechselwirkungen auftreten, man spricht dann von Kooperativität. Dreikörperwechselwirkungen bereichern die Molekularsoziologie (ebenso wie die Soziologie) ganz ungemein, aber bevor man sie verstehen kann, muss man erst einmal die Paarbeziehungen gründlich studieren.

Wie stellte schon Charlotte in Goethes "Wahlverwandschaften" fest: Ich habe Freunde gesehen, Geschwister, Liebende, Gatten, deren Verhältnis durch den zufälligen oder gewählten Hinzutritt einer neuen Person ganz und gar verändert, deren Lage völlig umgekehrt wurde... Nichts ist bedeutender in jedem Zustande, als die Dazwischenkunft eines Dritten.